Nach 28 Jahren in der DRK-Nachbarschaftshilfe: Regina Wollgramm geht in den Ruhestand
Eine neue Lebensphase – der (Un-)Ruhestand – hat Ende Mai für Regina Wollgramm, eine der beiden langjährigen Leiterinnen der DRK-Nachbarschaftshilfe und zudem der Begegnungsstätte Am Wasserturm in der Hochstraße 13 in Braunschweig, begonnen. Zu ihrer Verabschiedung kamen viele Weggefährten. Dankesreden hielten unter anderem Nicole Kumpis, Vorständin des DRK-Kreisverbandes, Juliane Krause, Bezirksbürgermeisterin des Stadtteils Östliches Ringgebiet, und Christoph Bettac, Vorsitzender der Alzheimer Gesellschaft Braunschweig.
Regina Wollgramm bedankte sich explizit bei ihrer Kollegin Ulrike Kallnischkies-Thiel, deren Schwangerschaftsvertretung in der Nachbarschaftshilfe sie einst übernommen hatte.
In Köln geboren, in Leverkusen aufgewachsen, absolvierte Wollgramm in Nordrhein-Westfalen eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester und arbeitete drei Jahre in dem Beruf. Später holte sie in Oldenburg („Ich wollte schon immer in den Norden“) ihr Fach-Abitur nach, belegte anschließend in Braunschweig den Studiengang Gesundheitsförderung mit den Schwerpunkten Kinder- und Pflegekinder und studierte dann noch ein Semester Pädagogik an der TU. Über den Verein ambet kam sie in die Seniorenarbeit, wechselte noch einmal für drei Jahre in die Arbeit in ein Kinderheim und ergänzte ihr Portfolio durch eine Fortbildung zur Psychosozialen Beraterin für Frauen.
Zum Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes kam sie am 08. Mai 1995 als Schwangerschaftsvertretung in der Nachbarschaftshilfe, „an einem sommerlichen, bunten Tag“, erinnert sie sich und betont: „Bunt ist es auch über die nächsten 28 Jahre im DRK geblieben.“
Eine halbe Stelle in der Nachbarschaftshilfe blieb über die fast drei Jahrzehnte konstant, auch als Ulrike Kallnischkies-Thiel als junge Mutter nach Erziehungszeit zum DRK zurückkehrte. „Wir waren immer ein super gutes Team, zwar oft unterschiedlich in unserer Persönlichkeit, aber immer einig in den Zielen“, berichtet Regina Wollgramm über die Zusammenarbeit mit ihrer Kollegin in der Nachbarschaftshilfe.
Leiterin der Begegnungsstätte war Regina Wollgramm endgültig im April 2002 geworden, als die Kollegin Wiebke Lübbe-Brandt in dieser Position beim DRK aufhörte. Zuvor war Wollgramm neben dem Einsatz in der Nachbarschaftshilfe unter anderem im DRK-Suchdienst, in der Wiedereingliederung der Russland-Deutschen und in der DRK-Sozialstation tätig und leitete auch Erste-Hilfe-Kurse.
Ein „ziemlicher Kraftakt“ in der Arbeit von Regina Wollgramm und Ulrike Kallnischkies-Thiel war 2008 der Umzug der Begegnungsstätte und Nachbarschaftshilfe von der Korfesstraße in die Hochstraße in ein Nebengebäude des damaligen DRK-Seniorenheims in Trägerschaft des Landesverbandes. Die Begegnungsstätte liegt neben dem weithin sichtbaren Wasserturm auf dem Giersberg – die Einrichtung erhielt deshalb den Beinamen „Am Wasserturm“.
Die Teilnehmer der verschiedenen Selbsthilfe- und anderen Gruppen aus der Begegnungsstätte machten den Umzug mit, das Angebot blieb vielseitig und wurde immer weiter ausgebaut und an aktuelle Nachfragen angepasst.
Höhepunkte in den vergangenen Jahren waren unter anderem die Vortragsreihe „Nächster Halt Ruhestand“, das Einrichten des Stadtbezirks-Arbeitskreises „Älter werden im Stadtbezirk“ zur Umsetzung der städtischen Altenhilfeplanung, der Start der stadtweiten Initiative Löwenpunkte in Kooperation mit den Nachbarschaftshilfen von ambet und des Paritätischen. Teilnehmende Geschäfte und Einrichtungen bieten älteren oder beeinträchtigten Menschen, die zum Einkaufen oder Spazierengehen unterwegs sind und sich nicht wohl fühlen oder einfach mal eine Pause brauchen, einen Sitzplatz an. Das Personal hat ein Auge auf sie und holt bei Bedarf Hilfe. Dabei können Angehörige genauso verständigt werden wie im Notfall ein Arzt oder Rettungswagen.
Als weiteren Schwerpunkt zusammen mit Partnern wie Eintracht Braunschweig, dem Lionsclub Dankwarderode und der Initiatorin Tina Pfitzner macht die DRK-Nachbarschaftshilfe Senioren regelmäßig das Angebot „3000 Schritte“. Das Projekt mit regelmäßigen Spaziergängen durch den Stadtteil wurde finanziell durch das Generalsekretariat des Deutschen Roten Kreuzes unterstützt und 2019 über den Norddeutschen Turner Bund schließlich mit dem Niedersachsen-Preis ausgezeichnet.
Außerdem fand über viele Jahre bis zum Beginn einer pandemiebedingten Zwangspause in Kooperation mit der Alzheimer Gesellschaft Braunschweig das Tanzcafé mit Livemusik für Menschen mit Demenz und deren Angehörige im Saal der Begegnungsstätte statt.
Netzwerke zu schließen, Neues auszuprobieren, flexibel auf Herausforderungen zu reagieren – das hat Regina Wollgramm mit viel Idealismus in all ihren Jahren beim DRK ausgezeichnet. DRK-Vorständin Nicole Kumpis dankte ihr für die gute Zusammenarbeit – speziell auch in der zurückliegenden Corona-Zeit mit besonderen Herausforderungen für Begegnungsstätte und Nachbarschaftshilfe. Nicole Kumpis betonte auch den „sachlichen und fachlichen Verstand“, mit der Regina Wollgramm sie beeindruckt habe.
Christoph Bettac von der Alzheimer-Gesellschaft, den Wollgramm schon aus ihrer Studienzeit kennt, bezeichnete sie als eine „auf den ersten Blick ruhige“ Person, die ob ihres immerwährenden Engagements „aber eigentlich diejenige ist, die die Duracell verschluckt hat“.
Im Ruhestand will sich Regina Wollgramm verstärkt ihren Hobbys Radtouren und Fotografieren widmen – es würde all ihre Wegbegleiter der vergangenen Jahrzehnte aber auch nicht wundern, wenn sie darüber hinaus ein weiteres sinnstiftendes Engagement annehmen würde.